Viktoria Fuschlberger

Zuckerbäckermeisterin, Hallein

„Eigentlich geht es um Ehrlichkeit den Kundinnen und Kunden gegenüber.“

Text: Martina Baumgartner

Fotos © Photo Melanie

„Ganz am Anfang habe ich erst einmal für mich herausfinden müssen: Wer bin ich, was kann ich gut und worin liegt meine Leidenschaft und wohin soll mein Weg führen?“ 

Wenn Viktoria Fuschlberger, Zuckerbäckermeisterin und Inhaberin von Viktorias Zuckerbäckerei in Hallein, an die Anfangszeit ihrer Selbständigkeit zurückdenkt, erkennt sie sich selbst als Unternehmerin, die aus jeder Phase ihrer beruflichen Entwicklung Positives zieht. Das ist deshalb außergewöhnlich, denn Viktoria hat ihre eigene Backstube im historischen Zentrum von Hallein in Salzburg im September 2019 eröffnet – wenige Monate vor dem ersten Lockdown. Doch anstatt sich von der schwierigen Situation unterkriegen zu lassen, nahm sie sich Zeit zur Reflexion und um herauszufinden, worin ihre Stärken liegen. Bereits kurz danach stellte sie aufgrund der guten Auftragslage ihre erste Mitarbeiterin ein, heute gibt es in Viktorias Zuckerbäckerei neben ihr selbst und ihrem Lebenspartner Andreas drei Vollzeitmitarbeiterinnen. „Meine Mitarbeiterinnen sind wie eine kleine Familie. Ich schätze sie sehr und die Zusammenarbeit ist einfach richtig super.“ Seit Mai 2022 betreibt sie zusätzlich ein Café, wo ihre Kreationen auch vor Ort genossen werden können.

Im Alter von 16 Jahren hat Viktoria im Café Maier in Golling ihre Lehre als Konditorin begonnen, drei der vier Jahre absolvierte sie in der Backstube, ein Lehrjahr verbrachte sie als Einzelhandelskauffrau. „Hier habe ich alles von der Pike auf gelernt, vom Blätterteig bis hin zum Ausdekorieren von Torten.“ Danach folgten Stationen in Restaurants und bekannten Adressen für süßen Genuss, unter anderem im Winterstellgut, Schloss Velden am Wörthersee, in Sölden, im Schloss Fuschl und beim Tortenmacher in der Stadt Salzburg. „Ich wollte immer selbstständig werden, deswegen habe ich nach meiner Ausbildung gleich die Meisterprüfung gemacht.

„Man darf nie davon ausgehen, dass alles selbstverständlich ist.“

Torten für jeden Anlass, Desserts, Croissants, Pralinen, Plundergebäck, Petit Four – zusätzlich Granola-Variationen, Müsliriegel und Saisonales vom Osterhasen über den Allerheiligenstriezel bis hin zu Weihnachtsgebäck und Kletzenbrot: Den Köstlichkeiten der Meisterbäckerin können sich Liebhaber von klassischen bis kreativen Nachspeisen nicht entziehen, das beginnt bereits bei der wunderschönen Optik von Viktorias Kreationen. Dazu zählen auch Hochzeitstorten, die sie mit sehr viel Leidenschaft je nach Kund:innenwunsch kreiert. Unser Tipp. Wer sich für diesen ganz besonderen Anlass eine Torte von Viktoria Fuschlberger backen lassen möchte, sollte früh genug mit der Bestellung dran sein. Was ist für sie selbst das Geheimnis ihres Erfolgs? „Ich glaube, ich hatte ein Riesenglück mit allem Drumherum. Aber letzten Endes ist es das Wichtigste, dass es den Leuten schmeckt. Sonst würden sie auch nicht kommen.

Ein wesentlicher Bestandteil des perfekten Geschmacks ist für sie die Auswahl der richtigen Zutaten – und so kommen viele Lebensmittel, die von ihr verbacken werden, aus nächster Umgebung. Die Freilandeier stammen vom Hühnerhof Mösl in Seekirchen, Familie Schreilechner aus Wals-Siezenheim sorgt für bestes Obst und Gemüse, das Mehl stammt aus der Lerchenmühle in Golling und den Kaffee für das Kaffeehaus Viktorias Zuckerbäckerei liefert Herr Werner aus Oberalm. „Ich schaue halt nicht nur auf den Preis, sondern das Gesamtpaket der Produkte ist essenziell. Mir ist wichtiger, dass ich weiß, woher die Lebensmittel kommen. Dann kostet es halt ein bisschen mehr, dafür weiß ich auch, was es ist und woher. Wir arbeiten nur mit hochwertigen und regionalen Lebensmitteln. Ich glaube, das ist sehr wichtig – auch, dass man das den Kund:innen immer wieder kommuniziert und ehrlich und transparent zur eigenen Qualitäts-Philosophie steht. Eigentlich geht es um Ehrlichkeit gegenüber den Produzent:innen und Kund:innen gleichermaßen.“

Kompromisslos geht es in Viktorias Zuckerbäckerei nicht nur in Sachen Qualität zu – Viktoria Fuschlberger stellt seit jeher höchste Ansprüche an sich selbst. Wenn man mit der Unternehmerin spricht und ihre Köstlichkeiten aus der Backstube genießt, kann man die Leidenschaft für Patisserie und das Konditor-Handwerk hören und auch schmecken. Seit über 15 Jahren dreht sich bei Viktoria beruflich alles darum, sie vereint Talent mit Können und Passion. Dennoch würde sie das nie von sich selbst sagen – „oder?“, fragen wir sie. „Nein, würde ich nie“, kommt als prompte Antwort.

Man darf sich auf dem Erfolg nie ausruhen – und sich nie zu viel selbst loben. Das war für mich schon immer ein Thema, dass ich mich nie selbst gelobt habe. Nicht für so etwas.“ Neben dieser Bescheidenheit ist es auch eine tief empfundene Dankbarkeit für ihre gut funktionierende Selbständigkeit. „Man darf nie davon ausgehen, dass alles selbstverständlich ist. Ich bin unglaublich dankbar, dass gerade alles so ist, wie es ist. Es können auch andere Zeiten kommen.“

„Als ich in der Patisserie unterwegs war, habe ich viel mit Männern zusammengearbeitet. Weil eben auch dieser Bereich der Küche in der Gastronomie eine Männerdomäne ist.“

„Wir hatten zu Beginn meiner Ausbildungszeit nur drei Burschen in der Klasse“, erzählt Viktoria. Dennoch ist von all ihren Mitschülerinnen fast keine mehr in einer Konditorei tätig. Woran das liegt? „Viele haben Kinder bekommen und ich glaube, viele sind mit dem Lohn auch nicht zufrieden. Konditorei ist nun mal ein nicht außergewöhnlich gut bezahlter Beruf. Und man kann für ein Tortenstück nicht zehn Euro verlangen, irgendwas geht sich dann halt nicht aus.“ Hinzu kommt laut Viktoria, dass man viele Lehrbetriebe nach der Lehrzeit verlassen muss – ein Job in einer Konditorei, der dann nicht direkt in einem gastronomischen Betrieb ist, sei dann nur schwer zu finden. „Das muss ich schon sagen: Die Gastro ist total cool zum Arbeiten. Die Leute in der Küche, das ist alles so lässig. Dort, wo ich immer gearbeitet habe, da hatten wir so viel Spaß. Es war eigentlich dann immer ein Freundeskreis“, erinnert sich Viktoria gerne zurück. „Aus meiner persönlichen Erfahrung habe ich zum Glück nicht die Erfahrung gemacht, dass ich als Frau in der Lehrzeit oder in der Patisserie weniger verdient hätte als meine Kollegen.“

Die Gastro sei laut Viktoria auch aufgrund der Arbeitszeiten für viele unattraktiv. „Wobei ich möchte das nicht missen – das würde ich jedem empfehlen, in die Konditorei oder auch generell in gute Häuser reinzuschnuppern. Man lernt dann auch richtig viel.“

„Natürlich, man muss sich immer weiterentwickeln – man darf nicht stehenbleiben.“

 

Wo also geht die Reise für Viktorias Zuckerbäckerei noch hin, was könnte in zehn Jahren sein? „Ich hoffe, nichts anders – ich hoffe, dass alles so bleibt und ich mich stetig weiterentwickeln darf. Ich würde das Sortiment in Zukunft auch um vegane Stückdesserts ergänzen und dadurch noch vielfältiger werden. Aber ich bin gerade zufrieden, wie es läuft.“ 

In Bereich der veganen Patisserie bildet sich Viktoria intensiv weiter: „Ich werde immer an mir selbst arbeiten, um mich weiterzuentwickeln.“ Erst kürzlich hat sie an veganen Backkursen teilgenommen – denn sie will mehr vegane Stückdesserts abseits von Sandkuchen und Bananabread anbieten, das ist für sie in Viktorias Zuckerbäckerei ein zukunftsweisender weiterer Schritt. 

„Das ist ein Thema, gerade in der Bäckerei und Konditorei, wenn man in der Ausbildung die klassischen Techniken erlernt, will man das gar nicht hören. Ganz schwierig, weil es einfach auch ganz anders ist. Es ist nicht die typische Butter aufschlagen, Eier hinzufügen und fertig. Das vegane Backen – wenn man es cool machen möchte, ist nochmal um einiges aufwändiger.“ Deswegen will sie für sich so viel wie möglich in Fortbildungen mitnehmen und versuchen, es umzusetzen. Aber: „Ich selbst werde nie eine rein vegane Backstube machen. Dafür mag ich Butter viel zu gerne“, schmunzelt sie.

Welches kulinarische Erlebnis hat dich zuletzt berührt?

„Die Parémi Boulangerie und Pâtisserie in Wien – das ist das absolute Genialste. Supergute Croissants … unfassbar, was sie dort erschaffen haben, total bewundernswert. Wenn man mal in Wien ist, muss man dort unbedingt hingehen. Wenn ich so etwas sehe, geht mir das Herz auf.“

Was ist deine Lieblingssaison in der Backstube?

„Meine Lieblings- und auch Hochsaison ist Weihnachten. Kurz, aber mega-intensiv. So anstrengend es ist, so herrlich finde ich es auch, wenn alles so gut riecht und überall die Kekse sind. Das macht einfach Spaß.“

„Meine Lieblingssaison ist Weihnachten!“

Hast du ein kulinarisches Vorbild?

Das Team vom Parémi ist auf jeden Fall ganz vorne mit dabei. Und auch Laura Schönberger vom Heavens Taste in Regensburg.

Mit welcher Frau würdest du gerne an einem Tisch sitzen und plaudern?

„Ich finde Elisabeth Aigner vom Animo by Aigner richtig lässig. Sie kann so gut kochen … ich durfte mit ihr auch schon einmal zusammenarbeiten. Mit ihr würde ich immer gerne an einem Tisch sitzen. Und mit Andrea Breitenthaler vom Schützenwirt – und natürlich mit Patricia Soulier, der Chefin vom Paremí.“

Kontakt

Viktoria Zuckerbäckerei

Viktoria Fuschlberger

Unterer Markt 12

5400 Hallein

0043 664 3886977

www.zuckerbaeckerei.eu

 viktoria@zuckerbaeckerei.eu

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