Ursula Riegler
Inhaberin Beratungsunternehmen Ursula Riegler Consulting,
Podcasterin „ESSENziell – was auf den Teller kommt“
„Menschen zu lesen und ihre individuellen Bedürfnisse und Stärken zu erfassen, ist eine meiner wichtigsten Stärken. Jeder Mensch tickt anders, ich auch. Erkenne ich die unterschiedlichen Arbeitsweisen aller Beteiligten, stelle ich perfekt funktionierende Teams zusammen.“
Mein bisher allerschönstes Kundenfeedback bekam ich von einem Kunden, der mir am Telefon mitteilte: „Wir haben uns für Sie entschieden, weil Sie waren die Unangenehmste.“ Ursula lebt in ihrem Beratungsunternehmen absolut offene Kommunikation und kompromisslose Feedbacks. „Wir sind umgeben von einer Faserschmeichelei, die uns nicht weiter bringt. Meine Kund:innen verdienen kluge, abgestimmte Ehrlichkeit. Ich spreche unangenehme Dinge an, die schmerzen, aber daraus entsteht Veränderung.“
In ihren bisherigen Berufsstationen lernte sie, was sie heute selbst lehrt. Menschenkenntnis, Durchhaltevermögen und einen Respekt vor jedem/jeder Mitarbeiter:in. „Bei McDonald’s Österreich muss jeder einen Tag im Jahr im Restaurant mitarbeiten. Dabei waren wir sicherlich keine wirkliche Unterstützung, sondern standen den Kolleg:innen vor Ort mehr im Weg. Aber die waren jedesmal so großartig und haben einfach um einen herumgearbeitet, hat mit drei Handgriffen deinen Rückstand aufgeholt und bleibt dabei immer professionell und höflich. Was für eine Erfahrung. Das Mäcci-Credo war stets: Marketing bringt die Menschen ins Restaurant, aber die operativen Kolleg:innen vor Ort bringen die Gäste wieder.“
Ihren gesamten Erfahrungsschatz bündelt Ursula heute in ihrem eigenen Beratungsunternehmen. Ihr Projektportfolio ist vielfältig. Die große Klammer bildet jedoch ihrer Liebe zur Kulinarik. Und in diesem großen Feld tobt sie sich aus, unterstützt, berät, entwickelt. Mit ihrem Kollegen Christoph Cecerle betreibt sie den Podcast „ESSENziell – was auf den Teller kommt“ und unterstützt darüber hinaus pro bono junge Start-ups, vor allem junge Frauen. Ursula moderiert und referiert auf Podien und schlägt dabei ihren Interessensbogen vom Saatgut, über die Produktion bis hin zur Vermarktung von handwerklich wertvollen Produkten.
Die gebürtige Salzburgerin studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaft mit den Schwerpunkten PR und JUS. „Irgendwann studier ich Jus noch fertig, da mich ein juristisches Verständnis immer fasziniert hat“, ergänzt sie lachend. Über ein Praktikum kam es zu ihrer ersten Festanstellung bei der Agentur Publico in Salzburg und lernte dort von zwei großartigen Chefs, einer Frau und einem Mann. Beide lebten vor, was Exzellenz in der Arbeit und nicht aufgeben heißt. „Meine Chefin meinte immer, geht nicht, gibts nicht. Wenn der direkte Weg versperrt ist, geh links oder rechts vorbei. Wer kreativ und hartnäckig bleibt, kann maßgeblich Dinge beeinflussen. Rückblickend war Publico ein Ausbildungszentrum für ganz viele herausragende Kolleginnen und Kollegen, die sich alle im Laufe der Zeit selbstständig gemacht haben. Wir treffen uns heute noch zu „Klassentreffen“, inklusive unserer ehemaligen Chefin. Publico hat damals Pionierarbeit geleistet und ich bin dankbar, ein Teil davon gewesen zu sein.“
Danach wechselte sie als Pressesprecherin in das Agrar-Resort des Salzburger Landesrates. „Wer schon einmal selbst in der Politik tätig war, versteht, welche komplexen Dinge hier behandelt werden und wie marginal das ist, was man am Ende medial hört. Mein Chef war und ist bis heute eine beeindruckende Persönlichkeit, dem ich ganz viele Dinge verdanke, wie zum Beispiel das „Leute zusammenbringen“, klare Ziele und Visionen zu haben, Probleme zu lösen und das Medienhandwerk in einem harten politischen Lehrfeld zu lernen. Wir stehen bis heute in Kontakt und ich bewundere seine stets visionären Ansichten und seine Gabe, Dinge zu lösen.“
Von dort kam der große Sprung zur Pressesprecherin von McDonald’s Österreich in Wien. „Rückblickend betrachtet, gehe ich immer dorthin, wo es Brösel gibt,“ schmunzelt Ursula. Sie selbst bezeichnete ihren Werdegang augenzwinkernd als die „Karriereleiter des Bösen“, da ihr schnell langweilig wird, wenn Dinge vorhersehbar werden. Als Beraterin kommt sie gerne, wenn es unangenehm ist, krempelt um und geht dann wieder. „Es gibt andere Menschen, die viel besser umsetzen können als ich und diese Selbsterkenntnis und das Wissen, wie mein Gegenüber tickt, macht es für mich soviel einfacher, Teams zusammenzusetzen und Führungskräfte zu beraten.“
Bei McDonald‘s verantwortete sie den Aufbau der Social Media Strategie, baute die Transparenzplattform fragmcdonalds.at auf und gründete die Positionierung „McDonald‘s Österreich“ mit. „Ich habe ein professionelles Kundenservice mit dem Ziel aufgebaut, Feedback daraus in konstruktive Prozesse umzuwandeln, stellte unsere Bauern in den Fokus und machte transparent, wie „unspektakulär“ ein Großkonzern wie McDonald‘s eigentlich ist, im Sinne von nichts zu verstecken hat. Ich hatte als Pressesprecherin und Public Affairs-Verantwortliche ein bisschen die Rolle der „Außenministerin“ inne. Über Nacht hab ich dann die HR-Verantwortung für 9.500 Mitarbeiter:innen übernommen. Das heißt die Verantwortung für die Lohnverrechnung, Dienstplänen, Uniformen, Lehrlingsausbildung, Kommunikation und vielen mehr. Aber mein Chef hat mir vertraut und mich unterstützt, in die Rolle zu wachsen.“
„Die Erkenntnis, dass ich ein Leben lang von tollen Chefinnen und Chefs umgeben war, die mein Talent noch vor mir erkannten und wussten, wie sie mich fordern und fördern mussten, zeigte mir, wie wertvoll richtiges Führungsverhalten ist.“
Danach wechselte Ursula aber nochmals ihren Job innerhalb der Lebensmittelbranche und stieg bei Coca Cola HBC ein. Ihr Zuständigkeitsbereich in der Geschäftsführung waren Public Affairs und Sonderprojekte wie eine Packaging-Strategie. Irgendwann in dieser Zeit wusste sie, dass es Zeit für ihren nächsten Schritt war und gründete 2020 ihre eigene Beratungsfirma. Corona und der erste Lockdown waren natürlich suboptimal für die ersten persönlichen Kund:innentermine, aber schon damals fanden diejenigen Menschen zu ihr, mit denen sie schon gearbeitet hatte oder von denen sie empfohlen wurde. Ihr Beratungsspektrum setzt sich heute aus all ihren Aktivitäten zusammen, die sie selbst schon verantwortet hatte. Von der Erzeugung über die Verarbeitung, von der Personalberatung- und vermittlung bis zur Prozessoptimieren, der Moderation oder einem Workshopkonzept, ist alles dabei. Interimsmäßig übernehme ich auch Führungsrollen in Firmen.“
Ihren kulinarischen Wissenshunger stillt sie in ihrem Podcast ESSEnziell – was auf den Teller kommt. In diesem befragen sie regelmäßig Menschen, die ihre Leidenschaft zur Profession machten und spannendes zu erzählen haben. „Wir wollen Genuss vermitteln, Dogmen niederschwellig aufbrechen, Menschen begeistern und sie zum Hinterfragen anregen. Im besten Fall haben sie etwas Neues gehört und konsumieren in Zukunft bewusster. Unser Bestreben ist ein positiver Diskurs zwischen Konsument:innen und der Landwirtschaft. Elementare Herausforderungen werden wir nur in einem Dialog lösen und nicht beim gegenseitigen Ausrichten von Dingen.“
Privat bildet sich Urs jedes Jahr weiter. Aktuell besucht sie die Weinakademie, um zukünftig vielleicht als Winzerin tätig zu werden. „Ich stamme zwar aus einer Familie mit Weinbau-Vergangenheit und diese hat mich bestimmt unterbewusst geprägt, aber grundsätzlich trinke ich sehr gerne Wein und möchte manches besser verstehen und dieses Wissen auch untermauern.“
Ihre verbleibenden Zeit investiert sie in pro-bono Projekte und unterstützt dabei sehr gerne junge Menschen oder sie verreist mit ihren Freundinnen und besucht dabei die hiesige Kulinarikszene. Zuletzt hat es ihr Mexiko angetan. „Das Land ist kulinarisch mega spannend und es herrscht eine kollektive Freude am guten Essen, egal ob du ein Straßencafé oder ein Fine Dining Restaurant betrittst. Sie präsentieren ihr Essen mit soviel Freude und Hingabe, dass sogar der einfachste Avocadotoast ein liebevolles Highlight darstellt.“
Diese Frauen sollten hier unbedingt porträtiert werden?
- Catherine Steinlechner, Sommeliere bei The Wine Rebellion. Unglaubliches Wissen, brennt für die Weine und strahlt als Gastgeberin.
Mit dieser Frau würde ich gerne einmal plaudern?
Meine Inspiration bekomme ich durch den Austausch mit möglichst vielen Persönlichkeiten. Daher – mit möglichst vielen Frauen.
Themen, zu denen ich gerne sprechen würde?
- Arbeitswelt, Gastronomie und Hotellerie, besonders über die Führungsrolle in der Branche
- Was tun wir, um Gleichberechtigung herzustellen?
- Landwirtschaft, Lebensmittel und Gastronomie – wie verbinden wir das stärker, was kommt, was geht?