Simone Raihmann
Co-Gründerin und Inhaberin Karma Food & Kitchen Collective, Kuratorin von Pop-Ups wie „Naturwein im Garten“, Food-Podcasterin “Am Herd“, Chefredakteurin „Popchop Food Magazin“, Kochbuchautorin
“Ich arbeite nur mit warmherzigen Menschen zusammen und höre bei jeder beruflichen Entscheidung auf mein Bauchgefühl.”
Simone besitzt einen Kompass für den guten Geschmack. Schon in jungen Jahren war ihr klar, dass sie einmal selbstständig sein würde. Zu ihrem 18. Geburtstag führte sie ihre „Mam“ das erste Mal zu „Kim kocht“ aus (damals noch gegenüber der Volksoper). Die offene Küche, das klirrende Geschirr, lachende Menschen, die Gastfreundschaft und verschiedenen Geschmäcker auf einem Teller entfachten an diesem Abend ihre Leidenschaft für die Gastro und der Traum eines eigenen Restaurants ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
Während ihres Studiums lernte sie Adi kennen und erzählte ihm von Anfang an von ihren Plänen eines eigenen Restaurants. Durch ihre Ausbildung hatte sie genug Erfahrung in der Planung und so eröffneten sie am 05. September 2014 ihr erstes kleines Lokal in Klosterneuburg. „In Wien hatten wir keine passende, leistbare Location gefunden und ich selbst bin in Klosterneuburg aufgewachsen. Diese Chance am Stadtplatz schien perfekt und wir wurden mit offenen Armen empfangen, da es erstmals in Klosterneuburg auch mittags eine gesunde, schnelle Alternative gab.“
Fast 10 Jahre später führen sie sieben Karma Food Locations in Wien und Klosterneuburg. 2022 folgte ein eigener Eventspace, das „Karma Food Kitchen Collective“, ihr Herzensprojekt. Simone hat ein Auge für schönes Interieurdesign und kann diese Leidenschaft mit der individuellen, persönlichen Gestaltung aller Karma Food Locations ausleben. Simone beschäftigt heute 33 Mitarbeiter:innen und organisiert zusätzlich ein Pop-Up Event nach dem anderen.
Inspiration und Ideen holt sich Simone auf ihren Reisen. „Wir können nie länger als 5 Tage am Stück unterwegs sein, daher machen wir viele Kurztrips. Wir entdecken alle Städte zu Fuß und essen uns einmal quer durch die Stadt. Die Recherche im Vorfeld ist das A und O, aber am liebsten lasse ich mich von den Locals inspirieren und frage, wo sie gerne essen und mit welchen Produkten typische Gerichte zubereitet werden. Ich koche immer Freestyle, nie nach Rezept.” Die Liebe zum Kochen hat sie von ihrer Oma geerbt. Simone lebt schon seit Jahren vegetarisch, im Urlaub gerne pescetarisch. Seit 12 Jahren schmeckt für sie Geborgenheit nach Indien. Ihre Schwiegermutter Taro kocht mit soviel Liebe und Herz, dass sie bei ihrer Ankunft schon gefragt wird, was sie heute essen möchte und 15 Minuten später, steht eine dampfende Köstlichkeit auf dem Tisch (am liebsten immer noch Saag, eine Art Spinatcurry mit frischen Rotis und grünen Chilis, denn Simone isst mittlerweile schärfer als der Rest der indischen Familie).
Diese gelebte Hospitality ist heute sehr rar geworden, sagt Simone. “Ich möchte einen Ort schaffen, an dem Menschen für einen kurzen Zeitraum dem Alltag entfliehen und sich gut aufgehoben fühlen. Ein solcher Abend gleicht einem Theaterstück, einer Aneinanderreihung von Magic Moments. Ich lese und berühre Menschen gleichzeitig. Ihr positives Feedback ist der Grund, warum ich glücklich schlafen gehe. Es gibt nichts Schöneres als einen Abend voller guter Gespräche, gutem Essen und einer guten Zeit, die im besten Fall in Erinnerung bleibt!”
Ein Geschmackserlebnis, das Simone als letztes berührt hat, war frisch gebackenes Brot von drei afghanischen Frauen hinter einem Rolltor in einer Seitenstraße von Marseille. „Die Stadt ist ein Multikultihotspot und der Gemüsemix am Marktes begeistert mich jedes Mal aufs Neue. Abseits des Markts fanden wir diese drei Frauen, die in heißen Pfannen, frisches Brot buken und um einen Euro verkauften. In diesem Gericht steckte soviel Liebe und ein lang behütetes Familienrezept. Ich lächelte und versuchte ohne Worte meine Dankbarkeit zu zeigen und zu vermitteln, wie großartig ihr Brot schmeckte.“
Der zweite bleibende Eindruck war vor kurzem in einer Trattoria auf Sizilien. Der Besitzer bedient jeden Abend mit einer ehrlichen Herzlichkeit, die ihresgleichen sucht. Es gibt nichts Schöneres, als gutes Essen und Menschen, die sich freuen, dich zu sehen und deine Rückmeldung schätzen. Ich erkläre den Menschen dann immer ganz genau, was mich an diesem Abend begeistert hat, weil ich diese detaillierten Rückmeldungen genauso sehr liebe.“
Hinter Simones Erfolg steckt ihrer Meinung nach ihr offenes Herz, mit dem sie durchs Leben geht und den Menschen zuhört. “Ich stehe zu mir und weiß mittlerweile, was ich kann. Außerdem springe ich immer wieder aus meiner Comfort-Zone heraus und wage Neues. Zeitgleich ist mir aber sehr bewusst, wie privilegiert ich bin, die Freiheit zu haben, Dinge zu versuchen!”
Mit welchen Frauen aus der Kulinarik Branche arbeitest du gerne zusammen?
Es gibt so viele Frauen, mit denen ich gerne zusammenarbeite, die mich immer wieder aufs Neue inspirieren, mich pushen und auf neue Ideen bringen.
- Allen voran schätze ich die Freundschaft zu Nina Mohimi. In ihr habe ich meinen absoluten Soul- und Foodie’mate’ gefunden. Wir vertreten beide die gleichen Werte und schätzen einfach gutes, ehrliches Essen. Umso mehr Freude macht es mir, dass wir nun eine gemeinsame Plattform haben, auf der wir unsere Leidenschaften ausleben. Seit September 2023 teilen wir uns die Chefredaktion und damit die inhaltliche Verantwortung des brandneuen „Popchop Food Magazins“. Eine wirklich super spannende neue Aufgabe, in der ich total aufgehe und darüber hinaus meine Passion für analoge Fotografie, ein Outlet finde.
- Immer schon eine große Inspiration ist Katharina Seiser, die mit ihrem Wissen wohl noch unzählige Kochbücher füllen könnte.
- Wer in der Liste an inspirierenden Frauen auch nicht fehlen darf, ist natürlich Parvin Razavi, die mit unglaublicher Hingabe, Tatendrang und Herz an Projekte herangeht. Gemeinsam mit Parvin habe ich im Sommer ein „Taco Pop-up“ im Palais Freiluft auf die Beine gestellt und beim „FAQ Festival“ im Bregenzerwald aufgekocht.
- Persönlich schätze ich auch Friederike Duhme, die als Head Sommelière im neuen Nine 0 Five eine absolut bombastiche Weinkarte kuratiert hat und immer den richtigen Trinknerv trifft. Mit ihr hatten wir die Freude, über 400 Besucher:innen beim letzten Naturwein im Garten Pop-up im Heuer am Karlsplatz mit einer spannenden Female Only WinzerInnen Karte glücklich zu machen.
- Unstoppable ist auch die liebe Mara Feißt, die gerade das großartige Azzuro am Urban Loritz Platz neu mit eröffnete und wie Fred Teil des Female Wine Collectives ist. Sie ist Feuer und Flamme für den guten Geschmack und gibt dies mit soviel Lebensfreude an andere weiter. Sie ist immer wieder eine Bereicherung.
Mit welcher Frau würdest du gerne an einem Tisch sitzen und plaudern?
- Julia Child hätte ich gerne in ihrem Landhaus in Frankreich besucht.
- Ein Lebenstraum ist, Alice Water in ihrem Restaurant Chez Panisse in Berkeley zu besuchen und mit ihr zu sprechen.
Themen
Sichtbarkeit als Frau und Unternehmerin in der Branche