Marianne Daberer, Hotelinhaberin
Der Daberer – das Biohotel | Mitbegründerin Slow Food Travel Kärnten | Initiatorin der Slow Food Lehre
Ihre Mama sagte einmal: „Die eigentliche Droge der Gastronomie ist das direkte Feedback der Menschen, die du im Herzen berührt hast!“ Marianne empfindet das ganz genauso – und liebt ihren Beruf genau aus diesem Grund.
Foto © Biohotel Der Daberer


Die heutige Hotelchefin wohnte bis zu ihrem zwölften Lebensjahr selbst im Hotel Daberer, danach zog ihre Familie in ein nahe gelegenes Haus im Ort. Damals stand für sie fest: „Ins Hotel steige ich nicht mit ein.“ Marianne studierte Betriebswirtschaft und arbeitete nach dem Abschluss als Controllerin in zwei großen Konzernen. Doch irgendwann kam ihr FOMO-Moment – die berühmte „Fear of Missing Out“. Sie beschloss, ins Gailtal zurückzukehren und sich gemeinsam mit ihrem Bruder an das Abenteuer Familienhotel zu wagen. Und da ist sie heute noch. Schreibt ihre eigene Handschrift, denkt weiter, denkt neu– und macht den Daberer weit über die Region hinaus bekannt.

Heute weiß sie, dass dieser Weg Ausdauer, Weitblick und eine gehörige Portion Beharrlichkeit verlangt – Eigenschaften, die sie auszeichnen. Sie ist immer in Bewegung, innerlich wie äußerlich, stößt Dinge an und verändert sie in ihrem Wirkungskreis. Ihr gesamtes Team liegt ihr tagtäglich am Herzen. „Unsere Mitarbeitenden bekommen täglich das gleiche Essen wie unsere Gäste – und können an sportlichen Aktivitäten wie Yoga teilnehmen. Es gibt viele gemeinsame Momente – während der Arbeit und auch danach, wenn man das möchte.“
Ein Ort, der Menschen anzieht
Hier im Gailtal verirrt sich kein Urlauber zufällig – wer kommt, hat sich ganz bewusst für diesen Ort entschieden. Für dieses Hotel, für dieses Konzept. Und genau deshalb kommen Gäste, die wunderbar zum Daberer passen. Menschen, die Wertschätzung spüren und geben können. Marianne liebt diese Begegnungen – sie geben ihr Kraft und bestätigen den Weg, den sie geht.

Slow Food – gelebte Haltung
2022 hat sie ein Herzensprojekt ins Leben gerufen: die Slow Food Lehre. Eine logische Konsequenz aus ihrer tiefen Verbindung zur Slow Food Bewegung.
Die klassische Ausbildung zur Restaurantfachkraft oder zum Koch/zur Köchin war ihr zu wenig. „Wir wollten mehr – etwas mit Tiefe, mit echter Erfahrung.“ Heute schicken sie ihre Lehrlinge jedes Jahr für eine Woche in einen Betrieb ihrer Wahl. Dort arbeiten sie mit, lernen die Menschen und die Produkte kennen. Sie kommen zurück als Botschafter:innen des Handwerks – mit neuem Respekt und Verständnis für das, was hinter jeder Zutat steht. „Natürlich ist nicht jeder sofort angetan, wenn er eine Woche woanders hin soll – teilweise mit Übernachtung. Aber am Ende sind alle restlos begeistert und freuen sich aufs nächste Jahr.“
Finanziert wird die Woche vom Hotel – und das zahlt sich aus: Immer mehr junge Menschen bewerben sich um eine Lehre beim Daberer. Aktuell sind es neun, sechs davon in der Slow-Food Lehre, ab Sommer werden es zehn sein. Zum Abschluss wartet ein besonderes Highlight: eine Reise ins Piemont, um die Wurzeln von Slow Food hautnah zu erleben.
Eine Küche, die inspiriert
„Unsere Küche schmeckt nach Gemüse“, sagt Marianne mit leuchtenden Augen. Gemüse steht im Mittelpunkt, wird mit Raffinesse zubereitet und darf zeigen, was es kann – ohne dass den Gästen etwas fehlt. Natürlich gibt es auch Fleisch und Fisch, aber die Daberer-Küche ist ein Erlebnis, das inspiriert und spürbar guttut. Seit Kurzem sind die Türen des Restaurants auch offiziell für externe Gäste geöffnet – Frühstück oder Abendessen kann nun auch ohne Übernachtung genossen werden. „Klar, mit Übernachtung ist das Rundum-Erlebnis intensiver, aber auch so lassen sich neue Einblicke wagen.“
Wurzeln & Weitblick
Marianne begegnet Menschen mit Offenheit und Neugier – und genau solche Menschen finden auch zu ihr. „Ich selbst komme ja selten raus – meistens bin ich im Hotel oder im Tal unterwegs. Manchmal zieht es mich auf einen Berg, aber viel zu selten in die große Stadt.“ Umso mehr freut sie sich über Begegnungen wie mit den Female Chefs, über Austausch, Inspiration und neue Blickwinkel.
Mit der Zeit hat sie gelernt, dass manche Ideen erst reifen müssen. „Ich erinnere mich an einen Kunstworkshop vor einigen Jahren. Wir hatten keine Anmeldungen – also haben wir einfach mit unseren eigenen Mitarbeitenden teilgenommen. Damals war das ein Reinfall.“ Heute sind ähnliche Workshops mit Keramikerinnen, Blumenbinderinnen oder Hand-Lettering-Künstlerinnen restlos ausgebucht – dank Social Media und einem neuen Zeitgeist. „Es ist verrückt, wie sich alles ändert – aber wir bleiben neugierig. Und ich freue mich, wenn wir alte Themen neu auflegen können und neue uns finden.“


Sich selbst fordert sie gerade beim Brotbacken heraus und nennt Roswitha Huber aus dem Raurisertal als weibliches Vorbild. Die ehemalige Lehrerin gibt auf ihrer Alm inspirierende Brotbackkurse – besonders für Kinder, denen sie den Wert von Lebensmitteln nahebringen möchte. Eine Frau, verwurzelt und weltoffen – genau wie Marianne selbst.
Ein Geschmackserlebnis, das sie zuletzt tief berührt hat, war der Aufenthalt in der Fattoria San Martino in der Toskana. Geführt von einer Künstlerin und Köchin, gekocht wird mit Zutaten aus dem eigenen Garten – vegetarisch und vegan, auf höchstem Niveau. „Es gibt nicht viel rundherum, aber bei dieser Gastlichkeit möchte man auch gar nicht weg“, schwärmt sie.
Mit welcher Frau aus der Kulinarik Branche arbeitest du gerne zusammen?
Mit Eva Nuart, meiner langjährigen Slow Food Schafmilchprodukte – Lieferantin. Ich liebe die stets gleich hohe Qualität der Produkte und ihre Power als vierfach Mama und Produzentin.
Kontakt
Der Daberer – das Biohotel
Mag.a Marianne Daberer
St. Daniel 32
9635 Dellach
+ 43 (0) 4718 590
marianne@biohotel-daberer.at
www.biohotel-daberer.at