Maria Steffner

Gastgeberin und Sommelière im Mesnerhaus, Mauterndorf

„Ich bin der fixen Überzeugung: Wenn du weißt, was du willst, dann kannst du es auch erreichen.“

Porträt von Martina Baumgartner

Fotos © Kathrin Buschmann

Eine Anpackerin, eine Macherin: Ja, das ist Maria Steffner. Wer sie kennt, weiß, dass diese Attribute perfekt zu ihr passen. Mit der Mesnerhaus Inhaberin und Gastgeberin zu sprechen, ist immer eine Quelle der Inspiration und Motivation. Sicher zum einen wegen, aber nicht nur aufgrund ihrer positiven Grundeinstellung – sondern auch und gerade wegen ihrer reflektierten Art, ihre Branche und auch ihr eigenes Handeln und Tun im beruflichen Alltag stets zu hinterfragen. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Spitzenkoch Josef Steffner, führt sie seit 2007 das Mesnerhaus in Mauterndorf. 2021 haben sie einen weiteren Traum verwirklicht und das mit vier Hauben und einem Michelin-Stern ausgezeichnete Gourmetrestaurant um sechs stilvoll ausgestattete Zimmer erweitert. 

Ihre Handschrift zieht sich nicht nur durch das gesamte Haus – ihre Passion für die Gastronomie und das Gastgeben ist mitreißend, wie viele nach einem Gespräch mit Maria Steffner bestätigen werden. Ob man mit ihr im Mesnerhaus am legendären „Stammtisch“ sitzt, beim von ihr und Josef frisch zubereiteten Mesnerhaus Frühstück mit ihr spricht, beim Dinner im Gourmetrestaurant oder man bei einem ihrer vielen Events mit ihr zum Plaudern kommt: Ein Gespräch mit Maria Steffner ist immer bereichernd. Das liegt mitunter daran, dass sie nicht nur eine großartige Erzählerin, sondern auch eine ausgezeichnete Zuhörerin ist. Sie hat ein Gespür dafür, zur richtigen Zeit die richtigen Fragen zu stellen – ein Talent, über das sich nicht nur ihre Gäste freuen dürfen. So stellte sie auch einer äußerst talentierten österreichischen Sous-Chefin im November 2024 bei einem Besuch im Amelia by Paulo Airaudo in San Sebastián entscheidende Fragen über ihre Zukunftspläne. Das Ergebnis: Zwei Monate späte kochte Marina-Selina Sapper zum ersten Mal ihr eigenes Chefs Menü – und das in Mauterndorf. Dort haben Maria und Josef Steffner im Mesnerhaus das Jahr 2025 zum Jahr der Frauen erklärt, in dem sie Köchinnen aus unterschiedlichen Ländern eine kulinarische Bühne bieten möchten. 

„Für mich ist es normal, dass ich Leuten gerne helfe und sie glücklich mache. Wer mich kennt, weiß das.“

Maria Steffner wusste früh, wohin sie wollte. Das zeigt sich bereits in einer frühen Episode ihres Berufslebens: Im Alter von 12 Jahren hat sie ihrem Vater erklärt, dass sie gerne bei der Arbeit in der familiären Landwirtschaft hilft – allerdings gegen Bezahlung, schließlich leiste sie ja auch etwas. „Mein Vater hat mich gefragt, ob ich komplett spinne“, lacht sie heute darüber – auch aus dem Grund, weil er sie einfach nicht verstand. Kurzerhand hat sie ihm erklärt, dass sie einen bezahlten Job finden werde, und alle überraschte, als sie dann mit 13 Jahren gegen Bezahlung den Sanitärbereich im Schwimmbad von Mariapfarr putzte. „Mein Vater hat gerade so geschaut.“ Schon nach dieser Episode hat man eine vage Idee von Maria Steffners Ehrgeiz. Dieser rote Faden zieht sich durch. 

„Ich bin der fixen Überzeugung: Wenn du weißt, was du willst, dass man das auch erreichen kann. Ich war in der Schule sicher nicht das größte Talent und meine Eltern haben mir geraten, mich aufgrund meiner Noten nicht im Mesnerhaus zu bewerben.“

Auch hier setzte sie aber ihren Kopf durch und wurde – zunächst ohne dem Wissen ihrer Eltern – im Mesnerhaus vorstellig, um dort in die Kochlehre zu gehen. „Ich wusste, als ich in der Gastronomie anfing zu arbeiten, nur: Das Mesnerhaus ist der beste Laden in der Region. Genau da will ich arbeiten!“ 1995 hat sie schließlich mit ihrer Lehre gestartet, mit 16 Jahren. „Das war damals im Mesnerhaus einfach eine lässige Zeit“, schmunzelt sie rückblickend. Ihre nächste Koch-Station machte sie im legendären Taubenkobel, bevor sie der große Wunsch im Ausland zu arbeiten schließlich in die Schweiz führte, wo sie schließlich auch ihren Mann Josef kennenlernte. Zusammen waren sie dann in zwei weiteren Betrieben in der Schweiz tätig, haben bereits überlegt, wo es sie als nächstes hinführt – als Gerhard Gugg, damaliger Besitzer des Mesnerhaus, seinen Besuch in der Schweiz ankündigte: „Er meinte, er hätte da eine Idee – er kam und fragte uns, ob wir das Mesnerhaus haben wollen.“ Das Ergebnis: Am 4. Juli 2007 haben Maria und Josef Steffner „ihr“ Mesnerhaus gemeinsam eröffnet. 

„Du darfst nicht vergessen, von wo du her bist, wer und was dich geprägt hat. Seien es die Eltern oder auch die Ausbildnerinnen und Ausbildner.“ 

Bis 2006 war Maria Steffner Köchin – im Mesnerhaus wollte sie sich dann als Gastgeberin ganz dem Service widmen. Während Josef Steffner vor der Eröffnung des ersten gemeinsames Betriebes noch im Ikarus im Hangar-7 als Koch Station machte, wollte Maria ihre Service-Fähigkeiten ausbauen, an einem Ort Erfahrung sammeln, wo sie es „von der Pike auf“ lernt, wie sie heute sagt. Sie fand diesen Ort bei Stefan Brandtner im Restaurant Plainlinde bei Bergheim in Salzburg. Fünf Monate war sie dort, „und noch heute wende ich im Mesnerhaus tagtäglich an, was ich dort gelernt habe. Stefan Brandtner war beinhart, aber ein guter Mentor“, blickt sie auf ihre damalige „Lehrzeit“ zurück. 

„Seit meinem 18. Lebensjahr, egal wo ich mich beworben habe in Österreich, wurde mir immer gesagt, dass ich das falsche Geschlecht bin. Da habe ich dann schon mal geschluckt.“ 

Sie sei aber auch in viele Betriebe gekommen, wo das nicht so war, lenkt Maria Steffner ein, wobei sie nach wie vor der Meinung ist, dass man es als Köchin im Vergleich schwieriger hat – das zeige sich auch deutlich an der bedeutend weniger großen Anzahl an Köchinnen. „Viele, die einmal gekocht haben, haben aufgehört – so wie ich auch. Es gibt nur wenige, die es komplett durchziehen, etwa wie Johanna Maier oder Agnes Karrasch.“ Ein guter Grund für Maria, Frauen eine (kulinarische) Bühne zu bieten – weshalb sie und Josef 2025 ihre Mesnerhaus-Türen für außergewöhnliche Köchinnen öffnen.

Den Anstoß dafür gab ein Besuch im Amelia by Paulo Airaudo in Spanien vergangenen Herbst. Beide waren überwältigt von der Qualität, Kreativität, dem gesamten Erlebnis – das darin gipfelte, dass eine junge Köchin aus Airaudos Team sie am Tisch besuchte und sie auf Tirolerisch ansprach. Es stellt sich heraus, dass es sich dabei um Marina-Selina Sapper handelte, ihres Zeichens seit 2024 im Amelia als Köchin und mittlerweile als Senior Sous-Chefin tätig. Zwei Wochen nach dem Restaurantbesuch in San Sebastián hat Maria Marina-Selina kontaktiert. „Ich habe das Kochhandwerk ja auch gelernt, ich weiß, was dahintersteckt. Und wenn ein Mensch, noch dazu als einzige Frau im Team, zwölf Kollegen managet … da war ich geflasht. Ich dachte mir ‚Wahnsinn, was muss diese Frau draufhaben‘. Und wer mich kennt, weiß: da muss ich gleich weiterreden und nachhaken, erzählt Maria Steffner über ihren Eindruck von Marina-Selina Sapper. Wiederum kurze Zeit später, Mitte Jänner, lud das Mesnerhaus bereits zu zwei Abenden mit der Sous-Chefin nach Mauterndorf – beide Tage waren restlos ausgebucht. 

Dieses Jahr wird voraussichtlich auch noch eine französische Sous-Chefin im Mesnerhaus aufkochen, für den Herbst 2025 laufen bereits die Gespräche mit einer holländischen Köchin. Im vergangenen Herbst haben die Steffners zu einem vorweihnachtlichen Get-together für Frauen geladen. „Das waren alles Macherinnen, von 25 bis 65 – es war unglaublich spannend und interessant. Alle Frauen haben ihre Geschichte, ein Geschäft, einen Betrieb, Familie … jede beschäftigt etwas anderes, viele müssen viel unter einen Hut bringen, und können sich endlich ungezwungen darüber austauschen. Das war unglaublich spannend und aufregend.“ Einmal mehr brachte es auch Maria Steffner selbst zum Nachdenken, wohin ihre eigene Reise führen soll. Seit nunmehr 18 Jahren betreibt sie mit ihrem Mann das Mesnerhaus. 

Natürlich mache sie sich Gedanken, wo ihre eigene Reise hingehen wird, wie lange sie den Betrieb noch machen wird, was die nächsten Ziele seien, verrät sie uns. „Die Gastronomie ist einfach so ein fordernder Beruf. Ich habe schon so viel gearbeitet, ich arbeite, seit ich 13 bin. Ich bin irgendwie auch schon ein bisschen müde. Da muss ich jetzt auch ehrlich sagen und zugeben, dass ich gerne ein bisschen mehr Zeit für mich möchte – das wird mir jetzt immer mehr bewusst.“ Maria sieht ihre Arbeit nicht nur als Job, sondern als Lebensstil. Die Gastronomie hat ihr ermöglicht, ihre eigenen Ideen umzusetzen und ein Unternehmen zu schaffen, das für Qualität und Herzlichkeit steht. Doch sie weiß auch, dass dieser Beruf Opfer verlangt. Diese Erkenntnis führt dazu, dass sie bewusster mit ihrer Zeit umgeht. So hat sie gemeinsam mit Josef das Eisbaden als Ausgleich entdeckt – eine Möglichkeit, sich von den alltäglichen Herausforderungen zu erholen.

Wenn sie jetzt auf Marina-Selina sehe, mit welchem Elan die junge Köchin täglich ihre Arbeit beginnt, dann erinnere sie das an sie selbst zurück. „Auch ich bin früh aufgestanden, erst um ein Uhr nachts wieder ins Bett gekommen … es war mir egal. Weil ich im Flow war, ich habe so gerne gearbeitet, es hat mir richtig Spaß gemacht. Aber irgendwann denkst du dir ‚Wie geht es weiter‘?“ Dabei beschäftigt sie nicht nur ihre persönliche Zukunft, sondern die der Gastronomie im Allgemeinen. „Deswegen hat mich Marina-Selina auch so fasziniert: Sie weiß genau, warum sie so früh aufsteht, warum sie so viel arbeitet. Sie weiß, wo sie in fünf Jahren sein will, was sie in zehn Jahren machen will.“ 

„Es ist einfach so großartig, Menschen glücklich zu machen – das macht mich glücklich.“

Diese Begeisterung und Leidenschaft für den Beruf sei richtiggehend ansteckend, erklärt Maria – und bemerkt dabei vielleicht selbst nicht, wie sehr auch ihre eigene Passion für ihre Arbeit andere mitreißt. Das beginnt in den frühen Morgenstunden, wo sie für die Hotelgäste gemeinsam mit ihrem Mann das herausragende Frühstück liebevoll zubereitet und reicht, hin bis zum Abendservice, bei dem sie ihren Gästen die Wünsche tatsächlich fast schon von den Augen abliest. Was sie dabei antreibt?

„Es ist einfach so großartig, Menschen glücklich zu machen – das macht mich glücklich. Das ist ein großer Aufwand, aber dieses Glücklich-Machen, das ist für mich etwas ganz Wichtiges.“ 

Dabei bezieht sie sich nicht nur auf ihre Gäste, sondern auch auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mesnerhaus. Unumstößlich ist zum Beispiel das tägliche gemeinsame Team-Essen um 11 Uhr, wo miteinander gegessen und geredet wird – diese Zeit gehört dem Team, das ist den Steffners extrem wichtig. „Ich glaube, es wird viel zu wenig geredet“, resümiert Maria Steffner und plädiert dabei auch für gemeinsame Teamessen in allen Gastronomie-Betrieben. „Unsere Arbeit ist so anstrengend, wenn man sie richtig macht – vieles ist so fordernd. Umso wichtiger ist, dass man sich gegenseitig wertschätzt und zuhört.“ 

Sie wundere es immer, wie viele junge Menschen sagen, dass sie sich die Gastronomie nicht mehr antun möchten. Wie schade sei das, vor allem bei den Möglichkeiten, die sich jungen Menschen in der Branche bietet – angefangen bei den herausragenden Produkten, die man genießen kann, bis hin zu den Ländern, die es zu entdecken gilt. „Du kannst in Orten leben, wo du sonst vielleicht nicht hinkommen würdest. Wir müssen uns einfach bewusstwerden, was wir in der Gastronomie alles machen können! Das ist schon einzigartig – so sehe ich es halt“, erklärt sie ihren Standpunkt abschließend. Maria Steffner ist eine Frau, die in der Gastronomie ihren eigenen Weg gefunden hat. Sie hat gelernt, dass es in diesem Beruf nicht nur auf Talent ankommt, sondern auch auf Durchhaltevermögen und Leidenschaft. Mit ihrem Engagement für Frauen und ihre offene Art, Herausforderungen anzusprechen, inspiriert sie eine neue Generation von Gastronominnen.

Eines ist sicher: Maria Steffner bleibt eine Macherin, eine Gastgeberin – und eine Inspiration für viele Frauen in der Branche.

4 Fragen an Maria Steffner

Welche Frau aus der Branche beeindruckt dich?

Da gibt es viele Frauen – besonders alle, die Familie und Beruf unter einen Hut bringen. Das ist wirklich beeindruckend, dass alles zeitgleich zu schaffen und zu managen. Hut ab! 

Welche Produzentin findest du inspirierend? 

Alle Frauen, die Anpacken – die selbstständig sind, ihren Weg gehen und sich davon nicht abbringen lassen, ob Handwerkerin, Geschäftsfrau oder Produzentin. Wie zum Beispiel Pia Strehn, die nachhause fährt, ihrem Vater sagt, dass sie seine Arbeit schätzt, aber ab sofort Rosé macht. Das musst du dich erst einmal trauen, noch dazu als Frau. 

In welchem Bereich würdest du deine beruflichen Skills gerne noch erweitern?

Es gibt so viel, was ich noch lernen möchte – ich kann ja nicht viel. Aber ich lerne ja jeden Tag und es gibt noch so viel schöne Sachen zu lernen. Und ich freue mich richtig darauf! 

Worin findest du deinen persönlichen Ausgleich zur Arbeit? 

Josef und ich finden unseren Ausgleich im Eisbaden – das machen wir miteinander, seit drei Jahren. Skifahren ist auch ein guter Ausgleich. Wir sind seit 25 Jahren zusammen und machen dieses Jahr tatsächlich zum ersten Mal eine Woche getrennt voneinander Urlaub. Und ich kann definitiv sagen: Da fehlt er mir schon sehr! 

Kontakt

Maria Steffner

Mesnerhaus 

Markt 56

5570 Mauterndorf

Tel: 0043 6472 7595

www.mesnerhaus.at 

office@mesnerhaus.at

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