Larissa Andres
Geschäftsführerin und Gastgeberin der beiden Wiener Restaurants JOLA und lara
Fotos © M. Rakos
JOLA – Fine Dining mit Haltung
Das JOLA ist ein Fine-Dining-Restaurant, das sich selbst nicht zu ernst nimmt. Feminin, ehrlich, offen. Alles wirkt mühelos, und doch steckt hinter jedem Handgriff und jedem Gericht höchste Präzision. Das Team ist jung, divers und arbeitet mit größtem Anspruch, ohne Härte.
„Wir sind professionell, aber locker. Es gibt keine Lautstärke, kein Geschrei und keine Machtspiele. Wir achten auf Balance, auf Pausen und darauf, dass unser Team gutes Essen bekommt“, sagt Larissa Andres.
Im JOLA dreht sich alles um Gemüse. Nicht als Dogma, sondern als Haltung. Die Gerichte sind reduziert, geschmacksintensiv, fein balanciert und sensibel gestaltet. „Geschmack steht immer über dem Aussehen, aber Ästhetik gehört zu unserem Ausdruck dazu“, erklärt Larissa.
Larissa prägt im JOLA nicht nur die Küche, sondern auch die Atmosphäre und den Charakter des Hauses. Sie gestaltet Abläufe, Kommunikation und die emotionale Handschrift des Abends. Es ist das, was Gäste spüren, bevor sie überhaupt kosten. Ihr Gespür für Energie, Stimmungen und Zwischenräume bestimmt den Rhythmus eines Abends und die Art, wie Menschen ankommen, wahrgenommen werden und sich wohlfühlen.
lara – spielerisch und offen
Mit dem lara erfüllen sich Larissa und Jonathan einen Teil ihrer ursprünglichen Idee. „Eigentlich wollten wir zuerst ein Konzept wie das lara eröffnen, aber damals gab es keine passende Location“, erzählt Larissa.
Das lara ist offen und zugänglich, ein Restaurant für alle Tageszeiten – Frühstück, Lunch und Dinner – und dennoch mit derselben Liebe zum Detail wie das JOLA. Hier ist alles spielerischer und spontaner. Das lara spiegelt die Leichtigkeit wider, die in der pflanzenbasierten Küche oft fehlt.
„Man kann die beiden Konzepte nicht vergleichen, sie sind völlig unterschiedlich. Und doch spürt man, dass beide von uns sind. Im JOLA denken wir in Reduktion, im lara in Verbindung.“
Während das JOLA die Essenz sucht, feiert das lara das Zusammensein. Beide Orte sind wie zwei Stimmen derselben Sprache. Sie klingen unterschiedlich, und doch sind sie untrennbar miteinander verbunden.
Feminismus, Führung und Intuition
Larissa beschreibt ihre Arbeit oft als matriarchal. Nicht weil Männer keinen Platz hätten, sondern weil Gleichberechtigung hier gelebte Kultur ist. „Wir fördern Frauen, schaffen Strukturen, in denen man arbeiten kann, auch mit Kind. Wir lassen kein toxisches Verhalten zu. Fehler dürfen passieren, aber niemand wird laut. Wir wachsen gemeinsam.“
Sie kennt die subtilen und offenen Formen von Sexismus im Team. „Ich hatte eine schwierige Zeit, in der ich zu lange gezögert habe, das Problem anzusprechen. Heute vertraue ich meiner Intuition. Wenn etwas nicht passt, handle ich. Ich muss nicht allen gefallen, aber ich möchte, dass alle respektvoll miteinander umgehen.“
Larissa lebt ihre Führungsrolle mit Klarheit und Empathie. Drei Werte leiten sie durch alle Phasen: Loyalität, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. „Ich kämpfe nicht nur für mich, sondern auch für andere. Wenn jemand unfair behandelt wird, kann ich nicht wegsehen.“
Inspiration findet sie bei anderen Frauen in der Gastronomie, in feministischer Literatur und in Restaurants in verschiedenen Städten und Ländern.
Blick nach vorn
Larissa Andres gehört zu einer neuen Generation von Gastronominnen und Gastronomen, die nicht nur kochen, sondern gestalten. Sie führt mit Haltung, Empathie und ökonomischem Bewusstsein als Frau, Unternehmerin und Partnerin.
Ihr Antrieb ist der Wunsch, Strukturen zu verändern, leise und nachhaltig. „Ich wünsche mir, dass Frauen sich mehr zutrauen und den Raum einnehmen, der ihnen zusteht. Früher wurde ich oft als ‚anstrengend‘ bezeichnet, nur weil ich meine Meinung gesagt habe. Ich dachte lange, ich müsste still sein, weil ich zu jung bin oder zu wenig Erfahrung habe. Heute weiß ich, dass es immer Menschen geben wird, die mehr Erfahrung haben. Aber das heißt nicht, dass meine Meinung weniger wert ist.“
In einer Branche, die noch immer von alten Mustern geprägt ist, steht Larissa für einen neuen Zugang. Achtsam, reflektiert und entschlossen. Sie spricht über Gleichberechtigung, über Verantwortung gegenüber dem Team, über die Notwendigkeit, Fehler zuzulassen und über die Freude am gemeinsamen Erfolg.
Vielleicht ist es am Ende gar nicht so kompliziert. Larissa führt einfach so, wie sie lebt. Ehrlich, intuitiv und mit dem festen Glauben, dass Veränderung nur möglich ist, wenn man selbst vorlebt, wie sie aussieht.
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