Katharina Seiser, Kochbuchautorin
Fotos: © Gianmaria Gava 2023
Kochbuchautorin, Kolumnistin, Kulinarik-Expertin und Journalistin
Aufgewachsen inmitten von Gerüchen und Geschmäckern von Kräutern und Gewürzen. Die Drogerie ihrer Mama war ihre Spielwiese und der Grundstein für ihre heutige Profession. Die pure Vielfalt an Aromen und Nuancen begeistert sie bis heute.
„Wenn ich heute in ein neues Themengebiet eintauche, weiß ich, dass ich eigentlich nichts weiß. Das Thema Kulinarik ist unerschöpflich, man lernt nie aus und fad wird es sowieso nie“, lacht Katharina.
Dass Kochen, oder besser das Schreiben übers Kochen ihr Beruf wird, hätte sich die vielfach prämierte Kochbuchautorin nie träumen lassen. Ihre Mutter tourte mit ihr von Hauben-Restaurant zu Hauben-Restaurant, einmal den neu erschienen Gault Millau Führer rauf und runter.
Die Liebe zum guten Essen rührt mitunter aus dieser Zeit, das selbst Kochen war aber im emanzipierten Haushalt ihrer Mama nie Thema oder Notwendigkeit. Daher stammen Katharinas Fähigkeiten aus ihrer Ausbildung an der „Knödelakademie“ – eine Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe in Bad Ischl und Salzburg. Auch die Oma hat dann noch ein paar gute Rezepte und Kniffe beigesteuert, aber das restliche Wissen hat sie sich ganz alleine aufgebaut.
„Mein erstes Rezept habe ich vom Konditor gegenüber erpresst, indem ich ihm erzählte, dass ich mir den Milchzahn an seinem Biskuitkrapferl ausgebissen habe und er mir als Gegenleistung sein Rezept für diese – frisch herrlichen – Krapferln geben muss“, schmunzelt sie. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie ein halbes Jahr als Köchin in einem Salzburger Restaurant und stellte fest, dass dies nicht ihr beruflicher Weg wird.
Wie schön, dass sie zeitgleich ihren Mann kennenlernte und ihm nach Wien folgte. Dort absolvierte sie das Studium der Kommunikations- und Politikwissenschaften und hängte eine Magazinjournalismus-Ausbildung beim Profil gleich noch an. Während ihres Studiums begann sie über Kulinarik zu schreiben und setzte ihre Karriere als Journalistin und Kolumnistin bei österreichischen Magazinen, Zeitungen und dem ORF fort. Dort tritt sie bis heute regelmäßig als Kulinarikexpertin auf. Ihr Wissen scheint unermesslich und das stellt sie immer wieder unter Beweis.
Seit 2007 kann man ihre Expertise und ihr Wissen auf esskultur.at nachlesen. Durch eine ordentliche Portion Eigenengagement und etwas Zufall erschien 2010 ihr erstes Kochbuch „So schmecken Wildpflanzen“ mit Meinrad Neunkirchner.
Es folgten Klassiker wie „Österreich vegetarisch“, „Immer schon vegan“ und dessen Fortsetzung „Immer wieder vegan“.
Mit 18 Kochbüchern, fast allen davon im Wiener Brandstätter Verlag erschienen, stellt sie mittlerweile eine nicht mehr wegzudenkende Größe am heimischen Buchmarkt dar.
Aktuell beschäftigt sie ihr neues Kochbuch „Österreich express – schnelle Klassiker und Lieblingsrezepte“, das im Herbst 2023 erscheinen wird. „So emotional war bisher kein anderes Thema. Alle wissen etwas über den Geschmack ihrer Kindheit und verbinden ganz viel damit. „Das macht man aber so“ ist ein ganz essenzieller Satz, der immer wieder Diskussionen entfacht!“ Es ist aufregend, an so einem spannenden, emotionsgeladenen Thema arbeiten zu dürfen.“
Katharina liebt ihren Beruf und schätzt die Möglichkeit, jeden Tag etwas für sie Sinnvolles machen zu dürfen. Menschen mit verlässlich funktionierenden Rezepten eine Freude zu bereiten, neue Geschmäcker zu probieren und täglich Neues zu lernen, das sind die Grundpfeiler ihres erfüllten Berufslebens.
„Wenn ich in mich hinein horche, weiß ich genau, was ich heute essen sollte.” Produkte am Peak ihrer Reife in der jeweiligen Saison zu essen, ist das Herrlichste für sie. “Wir haben seit 13 Jahren einen Biogemüse-Ernteanteil und essen daher saisonal. Natürlich wird es nach drei Monaten rote Rüben irgendwann fad, aber dann beginnt alles wieder zu sprießen und die pure Vielfalt und Abwechslung steht jedes Jahr aufs Neue wieder ins Haus.”
Der Geruch und der Geschmack hiesiger Produkte sind unverwechselbar. Sauer und knusprig muss es auch immer sein. Wo ihre Liebe zu Zitrusfrüchten herkommt, weiß sie eigentlich selbst nicht, aber Katharina gibt immer wieder Kurse und Vorträge zu diesem spannenden Thema. „Und ohne Knusper kommt bei mir fast kein Gericht aus“, lacht sie.
Zu Geschmäckern aus Japan und Thailand möchte sie gerne wieder zurückkehren. In Mikroregionen in Italien, den Libanon, Georgien oder Polen würde sie total gerne einmal hineinschnuppern und vor allem -kosten.
Die Hühnersuppe mit Bröselknöderln heute Mittag war der Geschmack, der sie als Letztes tief berührt hat. „Dass alte Semmeln, Ei und Butter eine so gute Kombination abgeben, überrascht mich immer wieder!“
Ihre Kindheit schmeckte am Wochenende nach Geselchtem, Bratl oder Kalbsrahmgulasch, unter der Woche nach Mehlspeisen wie zum Beispiel dem Apfelschlangerl ihrer Tante Herta. Der Mürbteig dafür enthält auch Sauerrahm und Most und obendrauf muss unbedingt eine große Portion Staubzucker, sonst schmeckt das Apfelschlangerl nicht, weil der Teig selbst ungesüßt ist.
Katharina würde gerne ihre Fähigkeiten beim Thema Fleisch vertiefen. Wie zerlegt man ein Tier richtig und welche Teile und Schnitte können für welches Gericht am besten verwendet werden. „Bei einem Schlachtkurs auf der Arche de Wiskentale, dem Biobauernhof von Famile Wiesner, ließ der Hausherr uns in Gruppen eine abgehangene Mangalitzaschweinehälfte auseinandernehmen und dann wieder zusammensetzen. Danach ging er durch und erklärte uns, was richtig und falsch war und warum. Ich erkannte erstmals den Unterschied zwischen Muskelfleisch und den fetteren Teilen des Tieres und mir wurde rückwirkend ihre Zubereitungsmethodik klar!“
Auch japanischer Grüntee begeistert Katharina schon lange. Die Exklusivität ihrer täglichen Tasse auf diesem hohen Qualitätsniveau ist ihr sehr bewusst. Ihr Wissen über die Geschmacksvielfalt würde sie gerne vor Ort in Japan vertiefen.
Die Sorgfalt ist das Geheimnis hinter ihrem Erfolg. Ihr unendliches Wissen speist sie aus ihren Recherchen und dem Nachfragen bei Menschen, die sie begeistern oder sie durch ihre Gerichte berühren. Dann lässt sie auch nicht locker und will wissen, warum der Gurkensalat so außergewöhnlich nach Gurke schmeckt. Ihre Ausdauer und ihr Wissen überzeugt am Ende jede/n und so wechseln Rezepte die Seiten.
Mit welcher Frau aus der Kulinarik Branche arbeitest du gerne zusammen?
- Vanessa Maas, (nicht nur Food-)Fotografin – aus wunderschöner Arbeit an meinen drei Kochbüchern (Immer schon vegan, Immer wieder vegan, Österreich express) wurde eine wunderschöne Freundschaft
- Miriam Strobach, Porcella Shop, Art Direktorin – 15 gemeinsame Bücher, darunter Best- und Longseller wie Immer schon vegan und Österreich vegetarisch, und die Gestaltung von samt 5-Länder-Pfeffer sagen eh alles
Mit welcher Frau würdest du gerne an einem Tisch sitzen und plaudern?
Claudia Roden und Anissa Helou, beide Grande Dames der Kulinarikbranche, die ihr Lebenswerk bereits vollbracht haben und als Personen dahinter interessant wären
Themen
- Lebensmittelqualität, Prozess- und Produktqualität
- Geschmack und Verkostung, das Erlernen und Erschmecken von Vielfalt
- Zitrusfrüchte
- Gemüseküche, wie man sie praktisch in den Alltag einbaut
- Schreiben von Kochbüchern, Konzeption, Aufbau, Herangehensweise, …
Kontakt
Katharina Seiser
k.seiser@esskultur.at
www.esskultur.at
kulinarische Notizen & Shop auf www.esskultur.at
Kochbücher
Österreich express, erscheint im November 2023
Immer schon vegan 2015, 10. Auflage
Immer wieder vegan 2020, 2. Auflage
Schnell mal vegan 2022
Österreich vegetarisch (mit Meinrad Neunkirchner) 2012, 9. Auflage in Druck
Deutschland vegetarisch (mit Stevan Paul) 2013, 5. Auflage
Italien vegetarisch (mit Claudio Del Principe) 2014, 5. Auflage
Türkei vegetarisch (mit Orhan und Orkide Tançgil) 2015, 4. Auflage
USA vegetarisch (mit Oliver Trific) 2016
Spanien vegetarisch (mit Margit Kunzke) 2017
Salzkammergut – das Kochbuch (mit Lukas Nagl) 2020, 2. Auflage
Die Jahreszeiten-Kochschule in 4 Bänden (mit Richard Rauch) 2016-2018
So schmecken Wildpflanzen (mit Meinrad Neunkirchner) 2010, Neuauflage 2020
